Kinder fordern: Fuß vom Gas

04.06.2018

Kinder fordern: Fuß vom Gas

 

Hasloher Mädchen und Jungen weisen mit selbstgemalten Verkehrsschildern auf die zulässige Fahrgeschwindigkeit in Spielstraßen  hin

von shz.de
02. Juni 2018, 16:00 Uhr

In Hasloh gibt es seit dieser Woche zwei neue Verkehrsschilder der etwas anderen Art. Das Besondere an ihnen. Sie wurden nicht von der Straßenmeisterei hergestellt, sondern von zehn Kindern der evangelischen Kindertagesstätte der Gemeinde.

Die bunten selbstgemalten Holzschilder stehen in dem verkehrsberuhigten Bereich zwischen Schulstraße und Groote Kamp auf zwei privaten Grundstücken. Auf die Frage, aus welchem Grund die Kinder die Schilder gemalt haben, antwortete die sechsjährige Lina schlagfertig: „Weil hier viele Autos zu schnell fahren.“ Lina nahm gemeinsam mit ihren Freundinnen Evelina und Maya (beide sechs) an dem „Verkehrsschild-Projekt“ ihrer Erzieherin Claudia Büchner von der Kita teil.

Die Idee dazu hatte Anne Worthmann (CDU) in der jüngsten Sitzung des Schul-, Sport-, Kulturausschusses. Die Sozialausschussvorsitzende hielt es für nachhaltiger, dass die unmittelbar betroffenen Kinder durch eigens gestaltete Plakate auf ihre Situation aufmerksam machen sollten. Weitere Verbote und Beschränkungen, die ein vielerorts bereits bestehendes Schildermeer noch vergrößerten, brächten oft nicht den gewünschten Effekt, so Worthmann weiter.

Dass in dem verkehrsberuhigten Bereich häufig zu schnell gefahren wird, bekommen die Kinder, Eltern und Erzieher der unmittelbar angrenzenden Kita oft zu spüren. „Ich ärgere mich seit Jahren darüber. Ich habe auch schon mehrfach die Autofahrer direkt angesprochen, manchmal sogar die Polizei gerufen“, sagte Büchner. „Mir ist aufgefallen, dass viele gar nicht wissen, wie schnell sie hier fahren dürfen. Wenn man sie drauf anspricht, antworten sie, dass sie 30 Kilometer pro Stunde gefahren seien“, so die Erzieherin.

Lina, Evelina und May wissen es dagegen schon besser. „Weil man hier sechs fahren darf“, erklären sie fast wie aus einem Mund. In einem verkehrsberuhigten Bereich muss der Fahrzeugverkehr laut Straßenverkehrsordnung Schrittgeschwindigkeit einhalten. Also sechs Kilometer pro Stunde.

„Ich erhoffe mir durch unsere Aktion etwas mehr Sensibilität. Deshalb haben wir den Vorschlag von Frau Worthmann sofort in die Tat umgesetzt“, sagte Büchner. Im Gesprächskreis mit den Kindern habe sie das Thema aufgegriffen, und es hätten sich direkt zehn Kinder gemeldet, die Lust hatten, dabei mitzumachen. Kaum waren die Verkehrsschilder fertiggestellt, wollten sie wissen, wo sie aufgestellt werden würden, sagte Büchner. Das nahm Kita-Leiterin Michaela Werner zum Anlass einer Ortsbesichtigung. Gemeinsam mit Büchner, Lina, Evelina und Maya machte sie einen kleinen Spaziergang zu einem der gerade angebrachten Schilder, Verkehrserziehung inbegriffen. Auch Kinder der Peter-Lunding-Schule haben das Projekt aufgegriffen. Ihr Schild soll in Kürze im Bereich des großen Parkplatzes gestellt werden.